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Manifesto

Unzählige Manifeste sind im Laufe der Theatergeschichte bereits verfasst worden. Autor:innen, Regisseur:innen, Komponist:innen, sie alle wollten sich der Praxis des Theatermachens in einer radikal anderen Form nähern. All diese Manifeste haben eines gemeinsam: Sie suchen nach der Crux – dem Kern – dem Nukleus – der Quintessenz der jeweiligen Kunstform in der Gesellschaft ihrer Zeit. Laut über Wie und Warum des Musiktheatermachens nachzudenken und ihre Gedanken als work in progress mit uns zu teilen. Das ist die Absicht der Serie:

Jedes künstlerische Team dieser Reihe wird ein Manifest hinterlassen, auf das wir in weiterer Folge aufbauen.

In der Spielzeit 2022/23 hat das künstlerische Team der Dreigroschenoper Maurice Lenhard (Regie), Malina Raßfeld (Bühne), Christina Geiger (Kostüme), Franz-Erdmann Meyer-Herder (Dramaturgie) ein Manifest verfasst. Wir zitieren daraus:

  • Wir wollen, wir müssen unterhalten, aber nicht zum reinen Selbstzweck. Niemand hat etwas davon, wenn wir zum hundertsten Mal die Mottenkiste aufmachen und ein kostümiertes Konzert auf die Bühne stellen. Es gibt für uns in der Kunst keine ewigen Wahrheiten zu entdecken, sondern wir müssen interpretieren und Querverbindungen zwischen den Epochen nachzeichnen: zwischen Themen, die damals wie heute die Menschen, ihre Herzen, Köpfe und Bäuche bewegt haben und die vielleicht auch zeigen, wie wenig weit wir gekommen sind und wie viel es noch zu tun gibt auf dem Weg zum besseren Leben.
  • Es gibt immer wieder Stücke, Rollen, Verhaltensweisen etc., die uns mit der Frage konfrontieren, ob wir sexistische oder rassistische Statements wiederholen wollen bzw. ob man gegen diese überhaupt ankommt, ohne langweilig oder belehrend zu werden. Nachhaltigkeit in dem Bereich heißt, nach Mitteln und Wegen zu suchen, diese Dinge so auf der Bühne zu interpretieren, dass sie zum Analysegegenstand werden können und nicht einfach unkommentiert durch die Gegenwart flottieren.
  • Unsere meist im 19. Jahrhundert gebauten Opernhäuser sind Boote, die wir im Repertoirebetrieb der Gegenwart mittlerweile wie Segelschiffe benutzen. Für die Zukunft des Musiktheaters stellt sich die Frage, wie viel Arbeit an den Strukturen, Zeit für Umbauten und vielleicht auch neue Raumkonzepte wir brauchen, um diese Gefährte flott zu halten.

Manifesto animiert uns, über die Zukunft von Musiktheater in einer nachhaltigen, offenen und freien Welt nachzudenken.

Manifesto animiert uns, altbekannte Routinen loszulassen, nicht zu akzeptieren, was bereits möglich IST, sondern herauszufinden, was alles möglich SEIN KANN.

In der Saison 2023/24 realisiert Lotte de Beer zusammen mit Bühnenbildner Christof Hetzer, Kostümbildnerin Jorine van Beek, Lichtdesigner Alex Brok und Dramaturg Peter te Nuyl die Manifesto-Produktion, nämlich Puccinis La rondine.